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text sample 4 | EN -> DE

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Assistant Professor David J. Gramling
University of Arizona
sinntagma.com

“[…] Literary text, therefore, is the only domain of Kafka’s work and livelihood in which the ideal of monolingualism could reign expansive and uninterrupted. His works are therefore not a presentation of some aspect of his life; literary text could not be further from the truth of his linguistic subjectivity or his symbolic ecology. To put this in broader terms, the relationship between monolingual texts and their multilingual authors are best seen as apophatic—pulsing with the significance of what is not there.

Given the spoils that the high modern episteme of monolingualism offered, literary artisans like Kafka were variously compelled to strike an irrevocable bargain with monolingualism-as-myth – a bargain that resists elective divestiture, particularly if one wishes to publish books. In this vein, we may recall how Barthes described Maupassant’s disgruntled intimacy with the Eiffel Tower: […](This pure – virtually empty – sign is ineluctable, because it means everything. In order to negate the Eiffel Tower (though the temptation to do so is rare, for this symbol offends nothing in us), you must, like Maupassant, get up on it and, so to speak, identify yourself with it).

Maupassant’s choice for radical, myopic, and yet disdainful identification with the tower also aptly figures Kafka’s literary habitus vis–à–vis monolingualism. […]“

„[…] Der literarische Text stellt somit den einzigen Bereich von Kafkas Leben und Schaffen dar, in dem das Einsprachigkeitsideal seinem Alleinherrschaftsanspruch umfassend und unangefochten gerecht zu werden vermag. Kafkas Werke bringen daher auch gewiss keine Aspekte der Lebenswirklichkeit des Autors im eigentlichen Sinne zur Darstellung, vielmehr könnte der literarische Text der Wirklichkeit seiner sprachlichen Subjektivität und Symbolökologie nicht ferner stehen. Breiter gefasst, lässt sich die Beziehung zwischen einsprachigen Texten und ihren mehrsprachigen Verfassern am treffendsten als apophatische beschreiben, als aufgeladen mit der unsagbaren Bedeutung des Absenten. Angesichts der fragwürdigen Erträge, welche die hochmoderne Episteme der Einsprachigkeit zu liefern vermochte, sahen sich Literaten wie Kafka wiederholt gezwungen, einen unauflöslichen Pakt mit der Einsprachigkeit-als-Mythos einzugehen – ein Pakt, der es nicht zulässt, auch nur von einer seiner Klauseln nach eigenem Gusto zurückzutreten, vor allem dann nicht, wenn man veröffentlicht werden will. In diesem Zusammenhang mag man sich daran erinnern, wie Barthes Maupassants verdrossene Intimität mit dem Eiffelturm beschrieben hat: […](»Es ist unmöglich, diesem reinen – fast leeren – Zeichen zu entfliehen, weil es alles sagen will. Um den Eiffelturm zu leugnen (doch ist die Versuchung selten, denn dieses Symbol verletzt nichts in uns), muß man sich, wie Maupassant, auf ihm niederlassen und sich gewissermaßen mit ihm identifizieren.«).

Maupassants Wahl radikaler, kurzsichtiger und gleichwohl eher verächtlicher Identifikation mit dem Turm bildet eine treffende Analogie zu der Geste, die Kafkas literarische Texte im Angesicht der Einsprachigkeit vollziehen. […]“

 

http://german.arizona.edu/people/dgl

 

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